Ratgeber

Bessere Fotos mit ND-Filter: essenzielles Zubehör für Landzeitbelichtungen

Das größte Problem bei der Fotografie ist zu wenig Licht. Doch es gibt auch Fälle, in denen zu viel Licht unerwünscht ist: etwa bei Langzeitbelichtungen bei grellem Sonnenlicht. Dann brauchen Sie einen ND-Filter. Wir zeigen, worauf Sie achten müssen.

Wo ND-Filter ihren Einsatz finden

Eigentlich sind moderne Kameras bestens für die meisten Situationen gerüstet. Schlechtes Licht? Kein Problem, Blende auf, hoch mit der ISO. Landschaftsaufnahme bei Sonnenschein? Blende zu, Verschlusszeit runter. Porträts? Blende auf, ISO runter. So weit, so einfach.

Allerdings gibt es durchaus Situationen, in denen die Kameratechnik nicht mehr ausreicht: Etwa, wenn Sie an einem hellen Tag Porträts mit schönem Bokeh und Offenblende schießen wollen. Oder wenn Sie Landschaftsaufnahmen bei Tageslicht länger belichten möchten, etwa um magische Fließeffekte aus Wasser oder Wolken zu erzeugen.

In solchen Fällen greifen die normalen Einstellungen der Kamera nicht mehr: Es kommt zu Überbelichtungen oder die Belichtungszeit kann nicht lang genug gewählt werden. Kurzum: Es kommt ausnahmsweise einmal zu viel Licht auf dem Bildsensor an, das Sie loswerden müssen. In solchen Situationen ist es sinnvoll, einen sogenannten Neutraldichtefilter – kurz ND-Filter – anzubringen, der die Lichtmenge reduziert.

Was ist ein ND-Filter? 

Doch was genau macht ein ND-Filter eigentlich? Im Grunde funktioniert er wie eine Sonnenbrille für das Objektiv: Weniger Licht kommt auf dem Sensor an, wodurch Blende-Verschlusszeit-ISO-Kombinationen möglich werden, die ohne NDFilter nicht funktionieren würden.

Das ist insbesondere bei Langzeitbelichtungen mit großen Blendenöffnungen relevant: Sie werden erst mit einem ND-Filter möglich. Doch ND-Filter haben noch einen weiteren Vorteil: Hier kommt die alte Fotoregel ins Spiel, dass Unterbelichtungen besser als Überbelichtungen sind. Während letztere das Foto ruinieren, können leicht unterbelichtete Fotos nach der Nachbearbeitung sogar Details zeigen, die bei optimaler Belichtung nicht gut zu sehen sind.

Filtergrößen beachten – oder etwa nicht?

Klassische ND-Filter werden auf dem Objektiv aufgeschraubt, sie müssen also den gleichen Durchmesser haben. Der Filterdurchmesser für ein Objektiv ist normalerweise vorn auf dem Objektiv aufgedruckt oder eingraviert.

Es gibt aber auch Filter- Sets, die sich für mehrere Durchmesser eignen, etwa die F:X Pro Mark II von Rollei. Diese magnetischen Filter haben immer 82 Millimeter und werden mit einem preiswerten Adapter an den tatsächlichen Objektivdurchmesser angepasst. Angeboten werden auch günstige Schraubfilter-Adapter: Dadurch können Sie einen ND-Filter ganz einfach mit verschiedenen Objektiven verwenden.

ND-Filter verstehen

ND-Filter sind in unterschiedlichen „Verdunklungsklassen“ erhältlich. Üblicherweise werden Sie mit einem ND-Wert – etwa „ND2“ oder „ND64“ – verkauft. Die Zahl gibt den Verlängerungsfaktor der Verschlusszeit und damit die Reduktion der Blendenstufen an: Ein ND2-Filter verdoppelt die Verschlusszeit, ein ND64-Filter verlängert sie um den Faktor 64 und so weiter. Ein ND1000-Filter kann auf diese Weise eine 1/1000-Verschlusszeit auf eine Sekunde verlängern.

Das gibt viel Spielraum auf Seiten der Blende und sorgt dadurch für deutlich bessere Fotos und interessante Effekte. ND-Filter können übrigens für eine weitere Reduzierung problemlos kombiniert werden. Dazu müssen sie nur aufeinander geschraubt werden. Ihre Verlängerungsfaktoren multiplizieren sich auf diese Weise:

Aus zwei ND8-Filtern wird dadurch ein ND64-Filter. Die Kombination bringt allerdings auch doppeltes Risiko von Verschmutzungen, optischen Mängeln und Vignettierung durch die Filter ins Foto, weshalb sich so eine Kombination nur bei besonders grellen Lichtverhältnissen – etwa in der Mittagszeit am Strand – anbietet und auch nur, wenn der stärkste mitgeführte Filter immer noch nicht reicht.

Variabler ND-Filter als Lösung? 

Genau, um für solche Situationen gerüstet zu sein, bietet sich ein sogenannter variabler ND-Filter an, der mit einer flexiblen Verdunklung ausgestattet ist. Diese Filter bestehen im Prinzip aus zwei Filterscheiben, die gegeneinander verdreht werden. Durch Drehung am Filtergehäuse lässt sich die Verdunklung flexibel einstellen. Die Hersteller geben dabei einen maximalen und einen minimalen Verschlusszeit- Faktor an, also etwa „ND2 bis ND400“.

Was zunächst praktisch klingt, ist beim Fotografieren aber nicht unbedingt optimal, und das hat zwei Gründe: Einerseits steht und fällt die Qualität des Effekts natürlich mit der optischen Qualität des Doppelfilters. Und andererseits handelt es sich bei diesen variablen ND-Filtern gar nicht um ND-Filter, sondern um zwei Polfilter. Polfilter haben zunächst keine besonders abschattenden Eigenschaften, sondern filtern nur Licht einer bestimmten Polarisierung heraus.

Dreht man sie gegeneinander, muss das Licht zwei Filter dieser Art passieren, wodurch es zu einer Verdunklung kommt. Das ist nicht immer optimal. Hier kommt es sehr auf die optische Qualität an und die steigt in der Regel mit dem Preis. Andernfalls kann es zu ungleichmäßiger Abschattung kommen.

ND-Filter bereits eingebaut?

Übrigens: Kameras der Fujifilm-X100-Serie haben – als einzige Kameras auf dem Markt – einen internen ND-Filter eingebaut. Der dunkelt um vier Blendenstufen ab, entspricht also einem ND16-Filter. Der ND-Filter dieser Kameras kann mit einem Handgriff über das Kameramenü zugeschaltet werden. Mit ND16 ist der Filter nicht besonders stark – wer stärker verdunkeln will, muss zum zusätzlichen Filter greifen.

DigitalPHOTO-Fazit 

ND-Filter, insbesondere hochwertige variable, mögen nicht ganz preiswert sein, sind aber in aller Regel eine gute Investition, um die Kreativität der Fotografie auf ein neues Niveau zu heben. Wer einen schönen Look für seine Porträt- und Landschaftsfotografie sucht, kann mit einem ND-Filter hervorragende Ergebnisse erzielen.

Lesetipp

6 günstige Reisestative unter 200 Euro im Test (Carbon und Aluminium)

Wer reisen will, sollte auf leichtes Gepäck achten. Da kommen dedizierte Reisestative gerade recht: Mit geringem Gewicht und Packmaß passen sie... mehr