Retro-Optik trifft auf moderne Elektronik und innovative Ideen. Mit der X-Pro2 bringt Fujifilm sein neues Flaggschiff-Modell auf den Markt – und zeigt eindrucksvoll, welches Potenzial im spiegellosen X-System steckt. Zu den Highlights zählen der neue optisch-elektronische Sucher und der scharfe X-Trans-CMOS-III-Sensor. Wir haben das neue Modell für Sie getestet: Anschließend an einen ausführlichen Testbericht finden Sie in unserem Artikel eine tabellarische Auflistung aller Details zur Hardware und eine prozentuale Bewertung.
Fast auf den Tag genau vier Jahre nach der Vorstellung des einstigen Fujifilm-X-System-Flaggschiffs X-Pro1 kommt ihr Nachfolger, die X-Pro2, auf den Markt. Eine spiegellose Systemkamera in klassischer Retro-Optik, gespickt mit feinster Elektronik. Wir hatten die Chance, mit der Kamera während eines Praxis-Shootings in Rom zu fotografieren. Die dabei entstandenen Fotos finden Sie im Verlauf des Testberichts. Darüber hinaus im DigitalPHOTO-Testlabor auf Herz und Nieren geprüft. Die Frage: Hat die X-Pro2 das Zeug, professionelle digitale Spiegelreflexkameras in die Schranken zu weisen? Und was hat sich gegenüber der X-Pro1 alles getan? Unser Testbericht liefert die Antworten.
Innovativer Hybrid-Sucher
Rein äußerlich könnten die neue und die alte X-Pro auch Zwillinge sein. Das klassische Retro-Design wurde weitestgehend beibehalten. Minimale Unterschiede zeigen sich etwa beim nun etwas markanteren Handgriff, der für eine noch bessere Haptik sorgt oder bei ein paar neuen Knöpfen, die auf der Rückseite Einzug halten. Hier sticht zudem der neue Hybrid-Sucher als erstes Highlight hervor. Dieser arbeitet sowohl elektronisch als auch optisch und vereint somit auf gelungene Art und Weise die Vorteile beider Systeme. Gegenüber der X-Pro1 wurde die Auflösung des E-Suchers auf zeitgemäße 2,36 Millionen Bildpunkte und vor allem die zuvor sehr träge Bildwiederholungsrate auf nun 85 Bilder/Sekunde erhöht. Letzteres sorgt für ein ruckelfreies und sehr klares digitales Bild. Drückt man den kleinen Schalter neben dem Sucher, lässt sich zwischen drei Anzeigen wechseln: dem optischen (OVF), elektronischen (EVF) und dem elektronischen Messsucherbild (ERF). Im Electronic-Rangefinder-Modus können zeitgleich das optische Sucherbild und die elektronische Darstellung (unten rechts im Sucher) betrachtet werden. Durch die Kombi lässt sich beispielsweise der Fokus, der Weißabgleich oder die Belichtung in Echtzeit noch leichter und präziser beurteilen. Darüber hinaus besitzt der Sucher einen Dioptrienausgleich – ein Manko der X-Pro1, das nun ausgemerzt wurde.
Eingängige Menüstruktur
In der Praxis erweist sich der Dualsucher als ausgesprochen praktikabel. Zudem fördert er die klassische Reportagefotografie. Einfach Kamera vors Auge halten, ein passendes Motiv suchen – und auslösen. Wer stattdessen lieber über das Display fotografiert, bekommt auf der Gehäuserückseite eine starre 3-Zoll-Variante geboten, die gegenüber dem Vorgängermodell lediglich bei der Auflösung etwas zugelegt hat. Statt 1,23 Millionen Bildpunkte werden nun 1,62 aufgelöst – hier wäre angesichts der Flaggschiffpositionierung noch Luft nach oben gewesen. Auch im Hinblick auf einen dreh- und schwenkbaren Monitor. Nichtsdestotrotz, der Bildschirm liefert ein scharfes und klares Bild.
Hier findet sich übrigens auch das runderneuerte Menü. Dieses wurde einer Frischzellenkur unterzogen und wirkt nun gegenüber der Menüstruktur der X-T10 oder X-Pro1 noch eingängiger. So lassen sich etwa auf der ersten Menüseite alle wichtigen Bildparameter schnell justieren. Einige Punkte, wie die Hi-ISO-Einstellung, verbergen sich jedoch immer noch in etwas versteckten Untermenüs. Dafür bietet die X-Pro2 das praktische Individualmenü „My“, das sich nach Gusto bestücken lässt: Bis zu 16 oft genutzte Funktionen, wie der Autofokusmodus, können hier platziert werden. Das beschleunigt den Workflow deutlich.
Kombiniertes Einstellrad
Gelungen sind die vielen Räder und Knöpfe, die sich auf dem magnesiumlegierten und wettergeschützten Gehäuse der X-Pro2 befinden. So lassen sich bildwichtige Parameter wie die Belichtungszeit oder die Belichtungskorrektur direkt anpassen. Eine Neuerung ist dabei das etwas gewöhnungsbedürftige ISO- und Belichtungszeiteinstellrad. Zieht man dieses nach oben, lässt sich die ISO-Stufe von ISO 100 bis ISO 51.200 verstellen. Dreht man es nur, ohne es anzuheben, verändert man die Belichtungszeit. Ein ausgefallenes Konzept, das uns beim Handling-Test nicht vollends überzeugen konnte. Beim Shooting erweist sich das feststellbare Dual-Rad als etwas zu fummelig. Hier wäre uns ein separater ISO-Regler, beispielsweise über einen Knopf auf der Rückseite, lieber gewesen. Pluspunkte gibt es für das gut erreichbare Belichtungskorrekturrad, das zwar nicht arretierbar ist, jedoch über einen ausreichend großen Drehwiderstand verfügt, so dass es beim Fotografieren nicht aus Versehen verstellen kann. Ein schönes Detail ist der Auslöser, der, ganz klassisch, auch via Drahtauslöser genutzt werden kann.
Neuer Sensor, flinker Autofokus
Neben den haptischen und gestalterischen Finessen, die die X-Pro2 zweifelsohne mitbringt, sind vor allem der neue X-Trans-CMOS-III-Sensor, der X Prozessor Pro und der 49-Punkt-Hybrid-Autofokus technische Leckerbissen.
Herstellertypisch handelt es sich bei dem Chip um die neuste Version der hauseigenen X-Trans-Technologie, die sich durch ihren tiefpassfilterlosen und sehr auflösungsstarken Aufbau auszeichnet. Zudem sorgt eine spezielle Farbfilteranordnung für eine besonders natürliche Farbdarstellung. Merkmale, die die X-Kameras aus der Masse herausragen lassen – und die bei Fortgeschrittenen wie Profis für Entzückung sorgen. Gegenüber der X-Pro1 steigt die Auflösung von 16,3 auf 24,3 Millionen Pixel. Ein ordentlicher Anstieg, der die X-Pro2 zu Fujifilms hochauflösendster Kamera macht. Features wie Gesichts- und Augenerkennung sind nun ebenso mit von der Partie. Bei der Größe bleibt man den APS-C-Abmessungen hingegen treu.
In Kombination mit dem gleichfalls deutlich leistungsstärkeren X Prozessor Pro sind hochaufgelöste Bilder das Ergebnis, wie auch unsere Praxisfotos zeigen. Feine Details, wie etwa beim Porträtbild, werden sauber herausgearbeitet. In Low-Light-Situationen lässt sich weitgehend rauschfrei fotografieren. Erst ab ISO 6400 trübt eine Bildkörnung das Resultat. Dabei gefällt vor allem die erstklassige Farbbrillanz, für die Fujifilms X-System bekannt ist. Je nach Motiv lässt sich zudem mit den überzeugenden 15 Filmsimulationen experimentieren. Neu hinzugekommen ist hier die ACROS-Simulation. Ein Schwarzweiß-Film-Look, der sich durch seine dunklen Tiefen auszeichnet.
Ausgesprochen gelungen ist das Autofokus-System, das Motive innerhalb von 0,09 Sekunden scharf stellt. Ein Topwert. Fokussiert wird sowohl über Phasendetektion (schneller) als auch Kontrastmessung (genauer). Das Ergebnis dieser Kombi ist ein sehr treffsicherer AF mit insgesamt 273 Messfeldern. Im Serienbildmodus kommt die X-Pro2 auf 6,4 Bilder/Sekunden. Kein Wert für Sportfotografen, jedoch annehmbar. Abgerundet wird der Auftritt des neuen Fujifilm Flaggschiffs durch die kurze Einschaltzeit von gerade einmal 0,33 Sekunden.
Weitere Aufnahmen, die wir mit der neuen Fujifilm X-Pro2 in Rom gemacht haben, sowie Informationen zu anderen neuen Modellen des Herstellers finden Sie hier.
Fazit
Mit der X-Pro2 hat Fujifilm sein einstiges Flaggschiff, die X-Pro1, in allen Bereichen verbessert: höhere Auflösung, schärferer Sensor, konstant hohe Dynamik bis in die mittleren ISO-Stufen, leistungsstärkerer Prozessor, Spritzwasserschutz – und auch der innovative Hybrid-Sucher weiß zu gefallen. Unter dem Strich also ein absoluter Gewinn – und eine echte DSLR-Alternative. Denn trotz spiegelloser Aufnahmetechnologie fallen die Abmessungen der APS-C-Profikamera mit 140 x 83 x 46 Millimetern verhältnismäßig groß aus.
- Auflösungsstarker, farbbrillanter X-Trans-III-Sensor ohne Tiefpassfilter
- Innovativer Hybrid-Sucher
- Präziser und schneller Hybrid-Autofokus
- Spritzwasserschutz und frostsicher bis -10°C
- Starres Display
- Kein 4K-Video-Modus
- Kein integrierter oder beiliegender Blitz