Die Kalibrierung des Monitors ist für Photoshopper essenziell, aber auch jedem anderen PC- oder Mac-Anwender zu empfehlen. Denn nur ein kalibrierter Monitor stellt Farben richtig dar. Positiver Nebeneffekt: Die Darstellungsqualität scheinbar schlechter Bildschirme wird massiv verbessert. In unserem Artikel erläutern wir Ihnen ausführlich die Vorteile, die Sie durch eine Kalibrierung erfahren und stellen Ihnen außerdem unterschiedliche Programme dafür vor. Abschließend finden Sie eine Schritt-für Schritt-Anleitung zum Kalibrierungsprozess.
Während es für professionelle Photoshopper Pflicht ist, den Monitor zu kalibrieren, wissen viele Gelegenheits- und Hobbyanwender gar nicht, dass diese Option besteht. Dabei bietet eine Monitorkalibrierung einige handfeste Vorteile gegenüber dem Normalbetrieb des Monitors: Wenn Fotos zum Beispiel nach dem Entwickeln oder Ausdrucken völlig anders aussehen als auf dem Monitor, kann eine Kalibrierung hier Abhilfe schaffen. Und auch ein scheinbar schlechtes Bild am Bildschirm kann durch eine Kalibrierung nachhaltig verbessert werden. Ursächlich dafür sind mehrere Faktoren: Zum einen besitzen insbesondere LED-Monitore nicht den gleichen Farbraum wie zum Beispiel Digitalkameras. Und zum anderen ist je nach Hersteller auch schlicht die Voreinstellung unbrauchbar, weil sie möglicherweise auf eine maximale Brillanz im Elektronikmarkt abzielt, nicht jedoch auf hohe Farbechtheit. So oder so kann es sich lohnen, einen Monitor zu kalibrieren.
Eine Bildschirmkalibrierung ist natürlich nicht nur dann sinnvoll, wenn zwischen Fotos auf dem Bildschirm und der später entwickelten Version massive Unterschiede in Brillanz und Kontrast bestehen. Auch das Benutzererlebnis am Rechner, ob unter Anwendungen wie Photoshop oder bei Spielen, kann mit einem kalibrierten Bildschirm deutlich verbessert werden. Natürlich verwandelt eine Kalibrierung einen schlechten Monitor nicht in ein Oberklassemodell – sie kann jedoch die Probleme weniger guter Panels durchaus abfangen und für deutlich klarere Farbdarstellung und möglicherweise sogar für verbesserte Helligkeit sorgen. Alles, was dazu nötig ist, ist die Erstellung eines Farbprofils, das individuell für jeden Bildschirm angelegt werden muss. Das ist unter Mac OS X und Windows zwar grundsätzlich per Software möglich, allerdings ist hier Augenmaß gefragt: Unter Windows 10 finden Sie die entsprechenden Einstellungen, wenn Sie im Suchfeld Bildschirmfarbe eingeben, unter Mac OS X befindet sich die manuelle Kalibrierung in den Systemeinstellungen unter Monitore. Im Reiter Farben können Sie mit einem Klick auf Kalibrieren die manuelle Kalibrierung durchführen. Allerdings ist die Softwarekalibrierung fehleranfällig und stark vom Sehvermögen des kalibrierenden Anwenders, der Umgebungsbeleuchtung und einigen weiteren Faktoren abhängig. Daher kann ein bei Tageslicht manuell kalibrierter Bildschirm bei Kunstlicht plötzlich wieder schlecht aussehen.
Die unterschiedlichen Betriebssysteme Max OS X und Windows bieten die Möglichkeit, Bildschirme „nach Augenmaß“ zu kalibrieren. Das ist allerdings nicht empfehlenswert
Besser: Kalibrierung mit Hardware
Von daher ist es sinnvoll, die Kalibrierung mit Hilfe eines Kalibriergeräts durchzuführen, das ab circa 80 Euro erhältlich ist. Diese Art von Gerät schaltet den Unsicherheitsfaktor „menschliches Auge“ aus und sorgt damit selbst in der preiswertesten Spielart für eine deutlich bessere Kalibrierung, als sie manuell möglich wäre. Der Markt teilt sich derzeit weitestgehend in Produkte von Datacolor und X-Rite auf. Die verschiedenen Preisklassen der Kalibriergeräte erklären sich über bessere, präzisere Hardware beim Kalibriergerät selbst sowie vor allem über die Möglichkeiten der Software. Höher-preisige Kalibrierlösungen bieten zumeist mehr Optionen und erlauben auch die Farboptimierung mehrerer Monitore, auch auf mobilen Endgeräten wie Tablet und Smartphone. Außerdem können bei den Profi-Lösungen der 400-Euro-Liga und aufwärts oft auch Endgeräte wie Drucker oder Scanner kalibriert werden, zudem können sie das Umgebungslicht messen und den Monitor im laufenden Betrieb daran anpassen. In aller Regel reichen bei Anwendern, die normale Bildbearbeitung machen, ohne dass die Bilder später in Magazinen oder auf Plakatwänden auftauchen, aber einfache Kalibriergeräte völlig aus und bieten gegenüber unkalibrierten Monitoren bereits eine deutliche Verbesserung der Farbbrillanz.
Kalibrierung von ein bis zwei Monitoren; sehr einfache Bedienung; Kolorimeter-Technik; ab ca. 80 Euro
Kalibrierung aller Wiedergabegeräte; größeres Farbspektrum und dauerhafte Lichtmessung; Kolorimeter- oder Spektralfotometer-Technik; ab ca. 200 Euro
Kalibrierung von Monitor, Drucker & Kamera; Software und Zubehör für den Studioeinsatz; Kolorimeter oder Spektralfotometer-Technik; ab ca. 400 Euro
Einfache Handhabung
Der Kalibriervorgang selbst ist dabei in der Regel einfach: Das Kalibriergerät wird an den Monitor gehängt und per USB angeschlossen, die mitgelieferte Software führt Schritt für Schritt zum gewünschten Ergebnis. Anschließend kommt ein ICC-Profil heraus, das die nötigen Farbinformationen für den kalibrierten Monitor enthält – das muss nur noch angewählt werden, um es zu aktivieren. Vielen Anwendern erscheint das Bild anschließend zunächst farblich seltsam – das ist jedoch einfach eine Folge der Gewöhnung an die zuvor unangepasste Darstellung des Monitors. Nach einigen Tagen sollte Ihnen das neue Farbprofil nicht mehr auffallen.
ICC-Profil: Datei, in der der Farbraum eines Bildaufzeichnungs oder -wiedergabegeräts gespeichert wird. Sie wird bei der Bildschirmkalibierung – ob per Sofware oder Kalibriergerät – angelegt und im Betriebssystem gespeichert. ICC- Dateien lassen sich i.d.R. zwischen PC und Mac austauschen, es empfiehlt sich aber auch beim Benutzen des gleichen Monitors für alle Geräte separat zu kalibrieren.
Kalibrierspinne: Bezeichnung für das Kalibiergerät, das für die Einstellung des Farbmanagements an den Monitor gehängt werden muss. Der Name kommt von der Ähnlichkeit zur Spinne. Das Gerät misst den Farbwert des Bildschirms und gibt diese Daten an die mitgelieferte Software weiter.
Gammakorrektur: Der Gammawert beschreibt das Verhältnis zwischen einzelnen Farbwerten und wurde entwickelt, um physikalisch lineare Werte wie Farbwerte, Helligkeit und Kontrast eines Bildschirms an die nicht lineare Wahrnehmung des menschlichen Auges anzupassen. Der Gammawert sorgt also dafür, ein Bild heller oder dunkler darzustellen, ohne dass das Bild dadurch an Brillanz verliert.
Software-Kalibrierung Kalibriervorgang, der ausschließlich per Software mit Hilfe des menschlichen Auges erfolgt. Der Benutzer muss Farbwerte, Helligkeit und Kontrast für das ICC-Profil dabei ohne technische Hilfe bewerten. Dies reicht aber eigentlich nur für eine Basis-Kalibrierung.
Hardware-Kalibrierung: Beschreibt das Kalibrieren eines Bildschirms mit Hilfe eines technischen Geräts, i.d.R. eines Kalibriergeräts. Manche sehr hochwertigen Monitore besitzen auch integrierte Kalibrierlösungen. Das Kalibriergerät übernimmt die Messung der Farb- und Tonwerte und erstellt im Zusammenspiel mit der mitgelieferten Software ein ICC-Profil. Hochwertige Kalibrierlösungen erlauben auch die Einstellung von Druckern, Scannern etc.
Weißpunkt: Wird gesetzt, um Farbstiche zu vermeiden. Bei der Monitorkalibrierung und in der Bildbearbeitung werden mit dem Weißpunkt, basierend auf dem Prinzip der additiven Farbmischung, alle Farben im Spektrum errechnet.
Farbtemperatur: Beschreibt den Farbeindruck einer Lichtquelle und wird in Kelvin angegeben. Sie wird in der Fotografie und Bildbearbeitung genutzt, um den Farbeindruck der technischen Aufzeichnung an den des menschlichen Auges anzupassen. Mit einer Anpassung der Farbtemperatur können Sie Farbstiche im Foto beseitigen.
Kolorimeter: Gerät, mit dessen Technik sich Farben messen lassen. Heute verwendete Kolorimeter trennen das Licht mittels Filter in verschiedene Bänder, die jeweils durch Einzelsensoren ausgewertet werden. Geräte dieses Typs gelten als preiswerter und werden in der Tat auch eher in günstigeren Messgeräten verbaut. Entscheidend für die Feinheit des Messergebnisses ist die Menge der Filter und Sensoren.
Spektralfotometer: Gerät zur Messung von Farben. Das Licht wird optisch per Prisma in sein Spektrum aufgetrennt und über einen CCD-Sensor analysiert. Die Technik ist aufwendiger, daher sind die Geräte in der Regel teurer. Der Vorteil zeigt sich hier hauptsächlich auf dem Papier.
Gamut: Gesamtheit aller Farben, die ein Gerät wie ein Bildschirm oder ein Drucker durch Farbmischung darstellen kann. Farben, die außerhalb des Gamuts liegen, können nicht mehr gezeigt werden. Je größer der Gamut, desto besser ist die Farbwiedergabe. Kalibriergeräte besitzen einen hohen Gamut – Spektralfotometer sind hier im Vorteil.