Lichtstarke Festbrennweiten im Test: Ob Landschaft, Reportage oder Porträt – wir haben die 20 besten Objektive aus dem DigitalPHOTO-Testlabor für Sie zusammengestellt.
Fotoprofis schwören auf Festbrennweiten, also Objektive, die keinen Zoom besitzen. Und das hat gleich mehrere gute Gründe: Einerseits bieten Festbrennweiten mangels komplexer Zoom-Mechanik und durch die einfachere Linsenkonstruktion in der Regel eine deutlich höhere Lichtstärke, die nicht nur eine schöne Hintergrundunschärfe („Bokeh“) liefert, sondern auch bei schlechtem Licht verhindert, dass die Kamera die ISO-Werte hochzieht und das Bild dabei verrauscht oder verwackelt. Denn wie beim Auto der Hubraum, ist bei einem Objektiv die Lichtstärke durch nichts zu ersetzen – auch Hilfstechnologien wie Bildstabilisator und extrem hohe ISO-Werte der Kamera können daran nicht rütteln.
Andererseits sind Festbrennweiten in der Regel teurer, was mit der hohen optischen Qualität der Linsenkonstruktion zusammenhängt. Unerwünschte Nebeneffekte wie Randunschärfe, Vignettierung und chromatische Aberrationen, Farbfehler, die vor allem bei Zoomobjektiven durch winzige Fehler in der Lichtführung der Linse auftreten, sind hier deutlich seltener. Nur das Zusammenspiel aus hochwertigen Linsen, hoher Lichtstärke und einfacher Konstruktion sorgt letztlich für eine Bildqualität, der auch hochwertige Zoomobjektive nichts entgegenzusetzen haben. Schon deshalb sollte sich in jeder Fototasche mindestens eine Festbrennweite befinden, deren Auswahl natürlich vom geplanten Einsatzzweck abhängt. Denn weil der Zoom fehlt, muss der Einsatzzweck genau definiert werden – und das erfolgt über die Brennweite.
Landschaft, Reportage, Porträt
In unserem Spezial haben wir uns auf drei Objektivklassen fokussiert: Weitwinkel, Standard und leichtes Tele. Die Klasse unter 30mm ist weitwinklig und eignen sich damit bestens für die Landschafts- und Gebäudefotografie. Die zweite besitzt eine sogenannte „Normalbrennweite“, womit sie sich ideal für Fotoreportagen oder die Streetfotografie eignen. Das Hauptmerkmal der dritten Klasse ist eine längere Brennweite, sodass sich die Objektive bestens für Porträt- und, je nach Modell, auch die Makro-Fotografie eignen, da sie durch die vergleichsweise hohe Brennweite nicht nur den Hintergrund schön freistellen, sondern auch über einen sehr natürlichen Abbildungsmaßstab verfügen.
Alle drei Objektivtypen können zwar auch für jeweils andere Einsätze verwendet werden, perfekte Ergebnisse sollten dann allerdings nicht erwartet werden, was jedem halbwegs routinierten Fotografen natürlich klar sein sollte: Kurze Brennweiten sind für Weitwinkelaufnahmen und die Landschaft reserviert, während lange Brennweiten ein kleineres Motiv in den Fokus rücken und sich damit eben eher für Detailaufnahmen, Porträts und Makros eignen. Nur ein Reportageobjektiv mit Normalbrennweite eignet sich bedingt für beide Einsatzzwecke und wird damit auch gerne als „Immerdrauf“ verwendet: Als handliches Standardobjektiv mit bester Bildqualität.
Wichtige Qualitätskriterien
Natürlich ist Festbrennweite nicht gleich Festbrennweite: Die Auswahl ist groß, neben den Kameraherstellern wie Sony, Canon, Nikon oder Fujifilm haben auch reine Objektivhersteller wie Tamron, Zeiss oder Walimex ein breites Sortiment an zoomfreien Objektiven für jeden Einsatzzweck im Angebot. Vor dem Kauf sollten sich Fotografen also genau überlegen, welche Ansprüche sie an Funktionalität, Bildqualität und nicht zuletzt den Preis stellen, da dieser entscheidend für die Kosten der Festbrennweite ist.
Ein wichtiger Faktor ist dabei neben der Brennweite die Lichtstärke: Je höher diese ist, desto teurer das Objektiv und desto höher sein kreativer Spielraum in Sachen Bokeh und Fotografie bei schlechtem Licht. Besonders lichtstarke Objektive – von preisgünstigen Plastik-Ausreißern wie etwa Canons 50mm 1:1,8 II für APS-C-Canons, das nur rund 100 Euro kostet, einmal abgesehen – sind in der Regel auch besonders hochpreisig, doch auch andere Faktoren entscheiden über die Kosten: Besitzt das Objektiv einen Autofokus und wenn ja: Welche Technik wird hier verwendet? Gibt es einen altmodischen Fokusmotor oder eine stromsparende, leise Ultraschallbewegung? Und nicht zuletzt entscheidet auch die Objektivkonstruktion selbst darüber, ob das Objektiv eher günstig oder eher hochpreisig ist: Wertige Metallbauteile sind natürlich teurer als „Joghurtbecher“ aus Hartplastik. Zudem sind manche Objektive zwar mit hoher Lichtstärke gesegnet, werden aber erst bei leicht geschlossener Blende wirklich scharf – hier hilft meist nur ein Blick in die Digital Photo-Bestenliste und ein Test im Fotoladen, um sicherzugehen, das richtige Objektiv ausgewählt zu haben.
Doch genug der kruden Theorie: Welche Festbrennweiten sind denn nun die besten, die, die sich perfekt für den jeweiligen Einsatzzweck eignen? Grundsätzlich können alle Fotografen, die eine Kamera mit Wechseloptik besitzen, aufatmen: Egal ob für das verbreitete Micro Four Thirds-Format oder proprietäre Anschlüsse wie die von Canon, Fuji und Nikon gibt es Festbrennweiten. Naturgemäß ist die Auswahl hier für Canons EF- und Nikons F-Bajonett am größten, da diese am längsten am Markt und am weitesten verbreitet sind.
Top-Objektive für Landschaften
So bietet Canon für seine Spiegelreflexen mit dem EF 24mm f/2,8 mm IS USM ein äußerst kompaktes, bildstabilisiertes Weitwinkel-Objektiv an, dessen Lichtstärke zwar vergleichsweise bescheiden ist, das dafür aber durch eine enorm hohe Bildqualität schon bei Offenblende glänzt. Vignettierung ist quasi nicht vorhanden, dafür gibt es für rund 480 Euro ein solides Metallgehäuse und einen Ultraschallmotor. Auch Nikon hat ein ähnliches Modell im Programm: Mit dem Nikkor AF-S 28mm 1,8 D erhalten Freunde bester Bildqualität am Vollformat ein sehr lichtstarkes Weitwinkel mit Tendenz zum Reportageobjektiv, das sich durch hohe Lichtstärke und ein wunderschönes Bokeh auszeichnet. Natürlich gibt es auch für beide Anschlüsse Drittanbieter-Linsen wie etwa das brandneue Edelobjektiv Tamron SP 35mm F1,8 Di VC USD, das mit geringer Gehäusegröße und einer Abdichtung gegen Feuchtigkeit glänzt: Der integrierte Bildstabilisator sorgt auch bei höheren Blenden für verwacklungsfreie Bilder, zudem hat Tamron darauf Wert gelegt, dass das Objektiv schon bei Offenblende volle Schärfeleistung bringt, was für erstaunlich hochwertige Bilder sorgt. Für Sony-DSLRs mit A-Mount wird das Tamron SP 35 auch erscheinen, allerdings steht noch kein Termin fest. Bis dahin können Landschaftsfotografen an ihrer Sony-DSLR aber auch das 20mm Superweitwinkel SAL 20mm F2,8 von Sony verwenden: Das glänzte im DigitalPHOTO-Test vor allem durch seine geringe Verzeichnung und Vignettierung, was hohe Schärfe trotz des großen Weitwinkels garantiert und faszinierende Landschaftsaufnahmen ermöglicht. Ähnlich leistungsstark im Weitwinkel, aber deutlich lichtstärker ist das Sigma Art 24mm F 1,4 DG HSM, das nicht nur mit einer enormen Offenblende, sondern auch einem leisten Ultraschallmotor glänzt. Ab Blende f/2 ist es auf der vollen Bildfläche knackscharf, und auch, wenn das ernüchternd klingt, zählt die Sigma Art-Serie derzeit zu den modernsten und besten Festbrennweiten auf dem Markt für Canon-, Nikon- und Sony-DSLRs. Natürlich besitzt nicht jeder Fotograf eine DSLR, doch auch an Systemkameras gibt es gute Festbrennweiten, etwa das Olympus M ZD 17mm 1:1,8 für den Micro-Four-Thirds-Anschluss. Der Vorteil dieses Objektivs liegt vor allem an seiner geringen Baugröße: Es wiegt nur rund 120 Gramm und grenzt mit 34 Milimetern aquivalent Kleinbild bereits an Reportagebrennweite. Damit eignet es sich hervorragend als Immerdrauf für alle MFT-Fotografen, die gerne mit leichtem Gepäck unterwegs sind. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch das hervorragende Fujifilm Fujinon XF 18mm F2 R, bietet aber durch seinen proprietären Fuji-Anschluss nahezu perfekte Bildqualität bei einer Brennweite, die im Kleinbildformat 27mm entspräche.
Top-Objektive für Reportagefotos
Auch in der etwas längeren Reportagebrennweite gibt es eine Reihe von hochwertigen Objektive, die sich in vielen Fällen als Immerdrauf eignen. Das Canon EF 50mm 1:1,8 STM zum Beispiel ist zwar mit 135 Euro sehr günstig, aber trotzdem eine hervorragende Festbrennweite, die nicht nur mit hoher Schärfe und niedrigem Gewicht, sondern im Gegensatz zum Vorgänger auch mit einem Metallanschluss glänzt. Noch leistungsstärker präsentiert sich das AF-S Nikkor 50mm 1:1,4 G, dessen extrem hohe Lichtstärke es als kleines, leichtes Standardobjektiv für das Vollformat prädestiniert und eignet sich, wie auch das Canon, natürlich auch als Porträtlinse für das APS-C-Format, das schon bei Offenblende durch hohe Schärfe glänzt. Auch Sony hat ein ähnliches Festobjektive im Angebot: Das Sony SAL 50mm F1,4 glänzt wie seine Canon- und Nikon-Mitbewerber vor allem durch seine geringe Baugröße und hohe optische Qualität. Eine gute Alternative sind außerdem das brandneue Tamron SP 45mm f/1,8 sowie das Sigma Art 50mm F1,4 DG HSM, die sich vor allem an Fotografen mit außergewöhnlich hohem Anspruch an Canon-, Nikon- und Sony-DSLRs richten. Die längere und komplexere Bauweise sorgt für ein ausgesprochen anspruchsvolles Bokeh und beste Bildqualität, der Preis ist durch die nochmal bessere Linsenvergütung und praktische Details wie ein wasserfestes Gehäuse samt Stabilisator (Tamron) oder einem USB-Dock zur Feinjustierung (Sigma) allerdings deutlich höher. Wie auch bei den Weitwinkeln müssen natürlich auch Systemkamera-Fans nicht auf leistungsstarke Festbrennweiten verzichten: Obwohl Panasonic mit dem Leica DH Summilux 25mm f1,4 bereits eine äußerst leistungsstarke Reportage-Festbrennweite für den Micro-Four-Thirds-Anschluss liefert, setzt Fujifilm mit dem fast 900 Euro teuren und perfekt an die Ansprüche von Fuji-Systemkameras abgestimmten Fujinon XF 23mm F1,4R beste Leistung, die sich vor „großen“ Objektiven für DSLRs nicht verstecken muss – im Gegenteil.
Top-Objektive für Porträts
Natürlich müssen auch Porträtfotografen nicht auf beste Festbrennweiten an ihrem System verzichten. Während Canon mit dem EF 85mm f/1,8 USM eine leise, kompakte und leistungsstarke Festbrennweite mit außerordentlich treffsicherem Autofokus und ausgesprochen geringer Vignettierung zum günstigen Preis liefert, überzeugt das AF-S Nikkor 85mm 1:1,4 G vor allem durch seine geringe Baugröße und bedient mit seinem staub- und wassergschützten Magnesiumgehäuse auch Profi-Ansprüche. Natürlich auch bei der Bildqualität, die bei einem Preis von rund 1.450 Euro natürlich auch ohne Makel sein muss und ist. Mit dem Walimex Pro AE 85 F1,4 IF UMC gibt es noch einen weiteren Mitbewerber, der für zahlreiche Anschlusssysteme verfügbar ist: Mit mechanischem Blendenring, aber ohne Autofokus bietet es herausragende Bildqualität in der Porträtfotografie – und ist dabei mit rund 290 Euro auch noch sehr günstig. Wie schon bei der Landschafts- und Reportagefotografie sind natürlich auch bei der Porträtfotografie Systemkameras nicht außen vor: Fujifilm liefert mit dem Fujinon XF 56mm F1,2 R eine äußerst lichtstarke Festbrennweite für seinen X-Mount, die wie alle Fuji-X-Objektive über alle Zweifel erhaben, mit rund 1.000 Euro aber kein Schnäppchen ist. Ebenfalls im Rennen ist das neue Zeiss Batis 1,8/85, dessen integrierter Bildstabilisator sowie sein Staub- und Spritzwasserschutz sowie dem digitalen OLED-Fokusfenster es für Profis an Sonys Systemkamera-Anschluss prädestiniert. Ebenfalls für den E-Mount oder für anspruchsvolle Micro Four Thirds-Fotografen finden hingegen beim Sigma Art 60mm F2,8 DN einen Partner für die Porträtfotografie. Das kompakte Objektiv besitzt zwar eine vergleichsweise geringe Lichtstärke, zeigt sich aber schon ab Offenblende mit hervorragender Bildschärfe – und ist mit rund 200 Euro auch wesentlich günstiger als der Mitbewerb.
Große Auswahl, starke Leistung
Eine leistungsstarke Festbrennweite sorgt für hervorragende Fotos und mehr Spielraum bei der Licht- und Bokehgestaltung. Alle hier vorgestellten Festbrennweiten bieten hervorragende Bildqualität und eine gute Verarbeitung. Zudem kann auch bei günstigen Festbrennweiten zugeschlagen werden: Ihre Bildqualität ist in der Regel nur unwesentlich schlechter als die der besser ausgestatteten Profi-Modelle. Für das letzte Quäntchen Qualität und Komfort in Form eines Bildstabilisators oder eines flinken Ultraschallmotors muss in der Regel allerdings tief in die Tasche gegriffen werden.